Die Mispel – erst „verdorben“ richtig gut
Als Obst für Marmeladen und Gelees, als Heilpflanze und zum Braunfärben von Wolle - die Mispel ist ein Tausendsassa, und darum ist es besonders schade, dass sie kaum noch kultiviert wird. Im Bauerngarten auf Hof Möhr haben wir ein Exemplar des im Mittelalter weit verbreiteten Obstbaumes gepflanzt.
Die weißen Blüten, die an Apfelblüten erinnern, erscheinen zwischen Mai und Juni und sind beliebte Anflugpunkte für Bienen. Die Früchte im Herbst erinnern ebenfalls an Äpfel, mit rauer Schale, zeigen allerdings noch fünf vertrocknete Kelchzipfel am unteren Ende, die kronenförmig angeordnet sind.
Dass die Mispel aus den hiesigen Küchen verschwunden ist, mag daran liegen, dass mit Äpfel und Birnen Früchte kultiviert wurden, die sowohl für den Gaumen als auch für das Auge gefälliger erscheinen. Mispeln sind zunächst steinhart. Sie werden nach dem ersten Frost geerntet und sollten dann noch einige Wochen gelagert werden. Im Prinzip sind die Früchte erst genießbar und gut für Marmelade, Gelee, Säfte oder Mus, wenn sie verdorben aussehen: teigig-weich und dunkelbraun. Das Fruchtfleisch schmeckt leicht säuerlich. Wer möchte, kann beim Kochen Äpfel oder Birnen beimengen, um sich vorsichtig an das ungewohnte Geschmackserlebnis heranzutasten.
Die Kräutermedizin schätzt die Mispel bei Darmerkrankungen als verstopfendes Mittel. Der Frucht wird nachgesagt, die Verdauung zu fördern und Entzündungen des Darms zu lindern. Auch Magenschleimhaut- oder Mandelentzündungen gehören zu den Beschwerden, bei denen die Heilkunde auf die Mispel zurückgreift.
Als Spezialität gilt die Frucht unter Liebhabern besonderer Destillate. Fruchtig-herb soll der Geschmack sein, und aus 100 Kilo Mispeln lassen sich bis zu sechs Liter reiner Alkohol gewinnen. Bei der Wein- und Mostherstellung kann die Frucht die Trübung der Getränke verringern. Verantwortlich dafür ist ein hoher Gehalt an dem Gerbstoff Tannin, der Proteine binden kann.
An der NNA dient die Mispel im Bauerngarten sicher nicht der Alkoholgewinnung. Mitarbeiter und Gäste erfreuen sich eher am schlichten Vorhandensein des gedrungenen Baumes, der ursprünglich aus Klein- und Mittelasien stammt. Wer plant, eine Mispel als Ziergehölz in seinen Garten zu pflanzen, kann wenig falsch machen. Er blickt noch im Winter auf einen Baum mit markanten Früchten, mit denen sich einiges ausprobieren lässt. Die Mispel hat wenige Ansprüche an den Boden. An Pflanzenkrankheiten kann ihr der Feuerbrand gefährlich werden - viel Pflege braucht die Mispel aber nicht.